Leitfaden für den Projektunterricht
1. Ablauf eines
Projekts: Phasen der Planung und Durchführung
Projektunterricht ist eine längere Unterrichtsveranstaltung, in der Schülerinnen und
Schüler selbsttätig, kooperativ
und handlungsorientiert an der Verwirklichung eines gemeinsamen Produkts
arbeiten.
In der Regel arbeiten einzelne (Teil-)Projektgruppen selbstorganisiert
an Teilprodukten, die am Ende des Projekts in einer Präsentationsveranstaltung
gegenseitig aber auch Außenstehenden vorgeführt werden.
Typische Produkte sind z.B.: Reportagen, Interviews,
Berichte, Kommentare, Gedichte, Rollenspiele, Theaterstücke, Pantomimen,
Musikstücke, Lieder, Wandzeitungen, Videofilme, Hörspiele, Stimmen- oder
Geräuschdokumente, Zeichnungen, Pläne, Skulpturen.
Die Projektleiter (meist Lehrer) haben die Aufgabe zu
koordinieren, zu moderieren, zu beraten.
Phasen des Projektunterrichts:
1.1
Planungsphase
·
Projektziel, Projektidee
und Gesamtprodukt (Moderator und Gesamtgruppe)
·
Maßnahmen der
Prozeßsteuerung (Moderator und einzelne Projektgruppen)
o
Gruppeneinteilung,
Sicherung der Selbstorganisation der Projektgruppen
o
Teilzielbestimmungen:
Teilaufgaben und Produkte der einzelnen Projektgruppen
o
Aufgabenverteilung
und Prozeßplanung für die Projektgruppen
o
Zeiteinteilung
1.2
Durchführung (Projektgruppen)
·
Vorbereitungs- und
Erkundungsphase
o
Einholen
von Informationen
o
Beschaffung
von Material
·
Erarbeitungsphase
o
Sichten
und Aufbereiten von Material und Informationen
o
Erstellen
von Teilprodukten
o
Koordination
der Teilprodukte, Integration in das Gesamtprodukt
o
Planung
/ Einübung der Präsentation
1.3
Präsentationsphase
·
Vorstellen der Produkte
durch die einzelnen Projektgruppen (z.B. auch für an diesem Projekt
Unbeteiligte)
·
Koordination der
Teilprodukte zu einem Gesamtprodukt
1.4 Evaluations-
und Reflexionsphase
·
Prozeßevaluation: In
welchem Maß konnten sich die Beteiligten selbst organisieren? Wer hat was
gemacht? Wie haben sich die Teilnehmer einbringen können?
·
Produktevaluation:
Qualität der Produkte
·
Präsentationsevaluation:
Qualität der Präsentation. Wurde der Zusammenhang der Produkte zum Projektziel
auch für Außenstehende deutlich?
2. Oberste
Leitkriterien für den Projektunterricht
Unverzichtbare Bestandteile eines Projekts sind:
2.1 Produkt- und
Handlungsorientierung: Es soll
handlungsorientiert ein Produkt erstellt werden; mögliche Formen z.B. Aktions-, Kooperations-, Vorführungs-,
Veranstaltungs-, Dokumentations-, Ausstellungs- oder Gestaltungsprodukte
2.2
Kooperation, Selbsttätigkeit, Selbstorganisation der Teilnehmer
·
bei der Projektplanung
(Prozeß, einzelne Projektschritte)
·
bei der
Projektdurchführung (Vorbereitung und Erstellung des Produkts)
·
bei der Präsentation des
Produkts
·
bei der Evaluation
(Beurteilung von Prozeß, Produkt und Präsentation)
2.3 Präsentation
der Ergebnisse
2.4 Evaluation und Reflexion
3. Zur
Evaluation und Bewertung von Projekten
Alle Bewertungs- und Evaluationskriterien sollten den
Teilnehmern bekannt gemacht und erklärt werden:
3.1
Allgemeine Kriterien und Fähigkeiten
·
Initiative und
Selbständigkeit bei der Evaluation (Beurteilung von Prozeß, Produkt und
Präsentation)
·
Kooperationsfähigkeit
(Kommunikationsfähigkeit, soziale Interaktionsfähigkeit, Beiträge zur
Gruppenintegration)
·
Kreativität,
Produktivität, Originalität
·
Material- und
Informationsbeschaffung
·
Integration von
Teilergebissen
·
Planungsfähigkeit
·
Präsentationsfähigkeit
(Kommunikatibilität des Produkts)
·
Reflexions- und
Beurteilungsfähigkeit (bzgl. des Prozesses, der eigenen Leistungen und
Beiträge, des Gruppenprozesses, des Gelingens der Präsentation)
3.2
Anfertigen individueller schriftlicher Prozeßberichte (schülerspezifische Beurteilung); diese
enthalten:
·
Chronologische und
richtige Darstellung des Projektverlaufs mit
- Aufgabenstellung
des Projekts und der eigenen Gruppe
- eigene
Aufgaben
- Umgang mit
der Zeiteinteilung
- einzelne
Arbeitsschritte
·
Reflexion der
Schwierigkeiten und Erfolge
- persönliche
Motive für die Themenwahl
- Was habe ich
gelernt?
- Welche Schwierigkeiten
hatte ich (bei meinem Aufgabenteil, in der Zusammenarbeit mit anderen)?
- Was möchte
ich noch lernen?
- Wie habe ich
mich gefühlt?
·
Selbstkritik meiner
Arbeit in der Gruppe
·
Reflexion des
Gruppenprozesses
- meiner Rolle
in der Gruppe, Möglichkeiten des Einbringens eigener Ergebnisse
- Vorteile und
Hindernisse im Gruppenprozeß
·
Unterschiede zum
“Regelunterricht”
3.2
Kriterien für die Beurteilung des Produkts (gruppenspezifische Beurteilung)
·
Informationsgehalt und
-dichte
·
Übersichtlichkeit in der
Darstellung
·
Ästhetik
·
Originalität des
Produkts
3.3 Kriterien für die Beurteilung der Präsentation
·
Gelingen der
Aufarbeitung, Darstellung inhaltlicher Bezüge (gruppenspezifische
Beurteilung)
·
Empathiefähigkeit: sich in
den Betrachter hineinversetzen können (schülerspezifische und
gruppenspezifische Beurteilung)
- dessen
Informationsstand berücksichtigen können
- seine
Verständnisschwierigkeiten vorweg berücksichtigen können
- seine Affekte
und Emotionen bezüglich Thema und Darstellung vorweg berücksichtigen können
·
Auftreten bei der
Präsentation (Selbständigkeit, Selbstsicherheit, Gewandtheit,
Kommunikationsfähigkeit) (schülerspezifische Beurteilung)
Literatur:
Bastian, J. (1994). Projektunterricht planen, In: J. Bastian & H. Gudjons, (Hrsg.),
Das Projektbuch II (S. 240-252). Hamburg: Bergmann & Helbig.
Emer, H. & Horst, U. (1994). Projektunterricht für die Sekundarstufe II:
Theoretisch - didaktischer Aufriß, In: H.
Emer, H, U. Horst & H.-P. Ohly (Hrsg.), Wie im richtigen Leben ... -
Projektunterricht für die Sekundarstufe II, (Ambos 26, 2. Aufl., S. 1-50).
Bielefeld: AMBOS.
Götsch, K. (1993). Projektunterricht bewerten, In: J. Bastian & H. Gudjons, (Hrsg.),
Das Projektbuch II (S. 257-265). Hamburg: Bergmann & Helbig.
Gudjohns, H. (1993). Eine Projektskizze anfertigen, In: J. Bastian & H. Gudjons, (Hrsg.),
Das Projektbuch II (S. 253-256). Hamburg: Bergmann & Helbig.
Gudjohns, H. (1994). Was ist Projektunterricht? In: J. Bastian & H. Gudjons, (Hrsg.),
Das Projektbuch II (4. Aufl., S. 14-22). Hamburg: Bergmann & Helbig.