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Grundlagen der Systemischen Kollegialen Beratung

 

 

1.  Problemkonstrukte bei Ratsuchenden und Beratern

 

Ratsuchende haben, wie alle Menschen, ihre persönlichen Sichtweisen von den Problemzusammenhängen: Bestimmte Aspekte des Problems sind für sie wichtiger als andere, sie machen Annahmen über die Ursachen des Problems, über die Absichten und Gefühle Beteiligter und über die möglichen Folgen von Handlungen.

Diese persönliche „Sicht der Dinge“ ist kein Abbild der Realität sondern ein Konstrukt (theoretisch: das „Problemkonstrukt“).

 

Beraterinnen und Berater bilden im Verlauf des Beratungsgesprächs ihre eigene Sicht vom Problem der Ratsuchenden. Auch sie machen Annahmen über Ursachen und Zusammenhänge, über Absichten und Gefühle, über Handlungsfolgen der am Problem beteiligten Personen. Diese Problemsichten der Beraterinnen und Berater sind ebenfalls Problemkonstrukte; sie sind weder „objektiver“ noch „realistischer“, weder „genauer“, noch „richtiger“ als die der Ratsuchenden.

 

 

2.  Problemlösung als autonomer Prozess der Selbstorganisation der Ratsuchenden

 

Ratsuchende kommen in die Beratung, wenn sie glauben, ein Problem nicht mehr ohne fremde Hilfe lösen zu können. Dies tritt insbesondere dann ein, wenn ihr Problemkonstrukt so beschaffen ist, dass sich aus ihm keine erfolgversprechenden Lösungshandlungen mehr ableiten lassen: Die Ratsuchenden sind „ratlos“. Dieser Zustand der Ratlosigkeit setzt starke innere Kräfte frei, die auf die Beseitigung dieses Zustandes gerichtet sind.

 

Die Ratsuchenden sind prinzipiell in der Lage (mit Hilfe der Beraterinnen und Berater) ihr Problem selbst zu lösen. Der Antrieb zur Problemlösung liegt in den Ratsuchenden selber. Jeder Versuch, den Problemlöseprozess von außen zu „pushen“, führt zu Widerständen bei den Ratsuchenden und ist damit kontraproduktiv. (Theoretisch: jedes lebende System hat die natürliche Tendenz zur „Selbstorganisation“ und „Selbststabilisierung“.)

 

 

3.  Folgerungen für die Rolle der Beraterinnen und Berater in der Systemischen Beratung

 

Beraterinnen und Berater sind „Prozesshelfer“. Ihr oberstes Ziel ist es, den Ratsuchenden zu helfen, sich selber zu helfen. („Hilfe zur Selbsthilfe“)

 

Aufgabe der Beraterinnen und Berater in der Systemischen Beratung ist es, den Ratsuchenden eine neue Sicht des Problems zu ermöglichen.

 

Die Rolle der Beraterinnen und Berater ist dabei die von „Ideenlieferanten“: Sie bieten alternative Sichtweisen und Hypothesen an, stellen den Ratsuchenden ihre Beobachtungen und Phantasien zur Verfügung. Die Ratsuchenden können dieses Material der Beraterinnen und Berater annehmen oder auch nicht, je nachdem, ob es für sie „passt“.

 

Die autonome Auseinandersetzung mit dem Material der Beraterinnen und Berater kann zu einer „neuen Sicht der Dinge“ führen, also zu einem Umbau des (bisher zur Lösung ungeeigneten) Problemkonstruktes.

 

 

 

4.  Einige vermeidbare Fehler der Beraterinnen und Berater während des Beratungsprozesses

 

Fehlertyp 1: „Ratschläge geben

 

Ratschläge, auch „gute“, behindern die selbständige Problemlösung durch die Ratsuchenden. Sie machen die Ratsuchenden abhängig von der „Weisheit“ der Berater (die diese schließlich gar nicht besitzen können, denn auch ihre Sicht ist lediglich ein Problemkonstrukt mit subjektiven Annahemen.) Insgesamt gilt: Ratschläge entmündigen.

 

 

Fehlertyp 2: „Insistieren

 

Alle Beraterinnen und Berater, denen eine Problem geschildert wird, bilden sich spontan eine eigene Sicht von diesem Problem. Sie aktualisieren ihre Lieblingserklärungen und auch ihr Vorwissen und ihre (Voraus-)Urteile über die Ratsuchenden. Wir alle neigen dazu, Problemkonstrukte, die uns „plausibel“ erscheinen, auch für „wahr“ zu halten. Lehnt ein Ratsuchender unsere Sichtweise ab, oder geht er nicht darauf ein, so „setzen“ wir häufig „nach“ (in der Annahme, es müsse doch für den Ratsuchenden nützlich sein, die Dinge auch so zu sehen wie wir selber!). Insistieren führt aber zur Blockade des Problemlöseprozesses beim Ratsuchenden. Beide, Berater und Ratsuchender fokussieren ihre Aufmerksamkeit auf einen einzigen, den „umstrittenen“ Aspekt des Problems und beginnen ein „Kampfspiel“.

 

 

Fehlertyp 3: „Spontanes Partei ergreifen

 

Problemfälle sind häufig mit starken Affekten verknüpft: Enttäuschungen, Ängste, Unsicherheiten werden bei ihrer Darstellung geschildert. Hier geraten Beraterinnen und Berater in Gefahr, sich (unbewusst) mit bestimmten Problembeteiligten zu identifizieren (sei es mit dem Ratsuchenden selber oder auch mit anderen „Betroffenen“). Die daraus sich ergebende Parteinahme (man beginnt die Dinge nur noch so zu sehen wie die Person, mit der man sich identifiziert) führt zu einer Fokussierung auf Teilaspekte des Problemfalles. Der Blick wird eingeschränkt, das kreative Entwickeln von Ideen wird behindert. Insgesamt gilt für die Berater: Solidarität ist gut - ein kühler Kopf ist nützlicher!


Systemische Kollegiale Praxisberatung: Text 2

Das Problemlösemodell nach Raguse

 

Dieses kognitive Problemlösemodell der Kollegialen Praxisberatung ist orientiert an der Methode von Raguse

(vgl. Fatzer, G., Supervision und Beratung - Ein Handbuch. Köln, 1991)

 

Kollegiale Praxisberatung: Die Grundidee des hier vorgestellten Modells der kollegialen Praxisberatung besteht darin, dass die Mitglieder einer Gruppe von Kolleginnen und Kollegen (ca. 6 bis 8 Personen) aus demselben Arbeitsbereich, sich gegenseitig in ihrer beruflichen Praxis beraten. Gegenstand einer Sitzung ist jeweils ein Praxisproblem eines Teilnehmers, das von ihm als Ratsuchenden eingebracht wird. Ein Mitglied der Gruppe fungiert als Moderator, die übrigen zusammen als Berater.

 

Zur Einführung: Alle Teilnehmer erhalten diesen Leitfaden und achten auf die Einhaltung der Regeln. Vor jeder Phase lesen zunächst alle Beteiligten die Regeln. Jede Person ist jederzeit verpflichtet, einen Regelverstoß offen zu monieren, wenn sie einen bemerkt! Der Moderator leitet das Gespräch.

 

 

1.  Phase: Problemdarstellung - Die Sicht des Ratsuchenden

 

a)  Der Moderator (M) eröffnet das Gespräch. Der Ratsuchende (R) erzählt unbeeinflusst sein Problem.

-    aktives Zuhören aller Beteiligten

-    kein Unterbrechen

-    keine Wertungen (auch keine nonverbalen!)

 

b)  Nachfragen der Beratergruppe bei Verständnisproblemen zur Sache

-    höchstens 3-4 Fragen zur Sache

-    keine Suggestivfragen, Hinweisfragen oder “Fingerzeige”

-    keine Wertungen (auch keine nonverbalen!)

-    keine Deutungen oder Interpretationen

-    keine Lösungsvorschläge

 

 

2.  Phase: Problemanalyse - Die Sicht der Anderen

 

a)  Phantasieübung

Der Ratsuchende schweigt. Nun sind die anderen dran, die Perspektive der Konflikt- / Problembeteiligten durchzugehen.

Die Teilnehmer können Problemaspekte unter der Perspektive der verschiedenen Problembeteiligten (auch aus der des Problemstellers) laut aussprechen:

“Ich als ... sehe die Sache so ... und ich empfinde dabei ...”

-    nur Sichtweisen erörtern, keine möglichen Handlungs- oder Lösungsmöglichkeiten nennen

-    Kein Werten und Erklären!

-    Der R soll ruhig zuhören, nicht Stellung nehmen, die Berater erwarten keine Rückmeldung vom R .

-    In kurzen Sätzen sprechen!

-    R  und M  dürfen notieren.

-    Moderator fragt R, wie es ihm geht - soll eine Pause gemacht werden?

-    R  darf jederzeit unterbrechen: “Jetzt ist es genug!”

 

b)  Mögliche erste Stellungnahme durch den Ratsuchenden

M an R: “Möchten Sie zu diesen Deutungen etwas sagen?“

-    Nur kurze Stellungnahmen - keine ausführlichen Erörterungen

 

 

3.  Phase: Lösungsansätze und Handlungsmöglichkeiten

 

Die Teilnehmer schlüpfen in die Rolle des R und sagen, wie sie sich verhalten würden:

“Ich als R würde hier folgendes tun ... “

-    R hört gelassen zu, hält sich zurück, wertet nicht

-    Kein Teilnehmer wertet den Beitrag des anderen!

-    Jeder Beitrag ist wichtig.

-    R und M können notieren.

 

 

4.  Phase: Das Aschenputtelszenario

 

a)  Die Guten ins Töpfchen ...

R äußert sich, welche Vorschläge er “mitnimmt”, weil sie bedenkenswert sind und gut passen, und welche er “zurücklässt”, aus welchen Gründen auch immer.

-    M erläutert vorher, daß die Auswahl keine Wertung für den Vorschlagenden bedeutet.

-    R kann seine Auswahl erläutern, muß es aber nicht.

 

 b) Schluß: Der Moderator versucht eine kurze Zusammenfassung

 

 

 

 

 


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Systemische Kollegiale Praxisberatung:

Die Methode des „Reflecting Team“

 

Dieses systemische Modell der Kollegialen Praxisberatung ist orientiert an der Methode von Tom Anderson.

(vgl. Anderson, T. Das Reflektierende Team, Dortmund, 1996)

 

Reflecting Team: Ein Gruppenmitglied, der Interviewer und nur er, spricht mit dem Ratsuchenden, die übrigen Teilnehmer, das Reflecting Team, hören zu und reflektieren das Gesagte, ohne sich zunächst zu äußern.

Dann ziehen sich Ratsuchender und Interviewer zurück und beobachten nun das Reflecting Team, wie es sich über den Fall äußert. Zwischen dem Reflecting Team und den beiden andern sollte keine direkte Kommunikation stattfinden.

Dieser Vorgang kann ein bis zweimal wiederholt werden. Dann gibt der Ratsuchende eine Zusammenfassung aus seiner Sicht.

 

Im einzelnen wird in folgenden Phasen vorgegangen:

 

 

Phase I: „Wirklichkeitskonstruktion“ - Die Sicht des Ratsuchenden im Interview

 

Interviewer und Ratsuchender sitzen im Innenkreis, die anderen Teilnehmer (das „Reflecting Team“) im Außenkreis.

 

Aufgabe für Interviewer und Ratsuchenden:

Zunächst berichtet der Ratsuchende seinen Fall, ohne dass der Interviewer unterbricht. Der Interviewer kann nun vertiefend und klärend nachfragen, um sich ein möglichst umfassendes Bild vom Problemkontext zu machen.

÷   Vgl. „Leitfaden Phase I für Interviewer“

 

Aufgabe für das Reflektierende Team:

Das Reflektierende Team hat im Verlauf der Praxisbespre­chung die wichtige Funktion, in Anwesenheit des Rat­suchenden und des Interviewers das gemeinsam erlebte Gespräch und die individuellen Wahrnehmungen, bezo­gen auf den Dialog, zu reflektieren. Es entwickelt alternative Sichtweisen des Problems.

÷   Vgl. „Leitfaden Phase I für Reflecting Team“

 

 

Phase II: Fremde Sichtweisen durch das Reflecting Team

 

Wechsel: Das Reflecting Team rückt in den Innenkreis, Interviewer und Ratsuchender in die Beobachterposition im Außenkreis.

 

Aufgabe für das Reflecting Team:

Einzelne Mitglieder des Reflecting Team bieten  mögliche fremde Sichtweisen an: von anderen Problembeteiligten, von anderen, indirekt Beteiligten, von anderen Außenstehenden.

÷   Vgl. „Leitfaden Phase II für Reflecting Team“

 

Verhaltensregel:  Während die Teilnehmer des Reflecting Team sprechen: keine Kontaktaufnahme mit Interviewer und Ratsuchendem; keine Kontakte zwischen den beiden.

 

 

Phase III (Interview 2. Teil): Die neue Sicht des Ratsuchenden

 

Wechsel: Das Reflecting Team geht wieder in die Beobachterposition im Außenkreis, Interviewer und Ratsuchender wieder im Innenkreis.

÷   Vgl. „Leitfaden Phase III für Interviewer“

 

 

Aufgabe für das Reflektierende Team:

 

Das Reflektierende Team hat nun die kreative Aufgabe, überraschende Einsichten zu erzeugen; vgl. hierzu den Leitfaden für das Reflecting Team.

÷   Vgl. „Leitfaden Phase III für Reflecting Team“

 

 

Phase IV: „Überraschende Einsichten“ des Reflecting Teams

 

Wechsel: Das Reflecting Team rückt in den Innenkreis, Interviewer und Ratsuchender in die Beobachterposition im Außenkreis.

Das Reflecting Team tauschet die Ergebnisse seiner Reflexionen über den Fall aus.

Das hier Vorgebrachte ist rein hypothetisch, also eher „Denksport“ als „Tatsachenanalyse“!

÷   Vgl. „Leitfaden Phase IV für Reflecting Team“

 

Phase V: Das Aschenputtelszenario: Die Guten ins Töpfchen

 

Der Ratsuchende äußert sich, was er „mitnimmt”, weil er es für bedenkenswert hält, und was er „zurücklässt”, aus welchen Gründen auch immer.

 


 

Methode "Reflecting Team" - Leitfaden für Interviewer

 

Phase I  (Interviewer)

 

R schildert das Problem zunächst unbeeinflusst. Dann stellt I Nachfragen zur „Wirklichkeitskonstruktion“ des Ratsuchenden.

 

Mögliche Fragen für den Interviewer:

 

1.  Fragen nach dem konkreten Problemverhalten

-   Wer ist der Symptomträger, das „Problemkind“?

-   Aus welchen Verhaltensweisen besteht das Problem?

-   Wann und wo wird dieses Problemverhalten gezeigt, wo nicht?

 

2.  Fragen nach den systemischen Zusammenhänge

-   Wer ist am Problem direkt beteiligt? Wer sind die „Kontrahenten“?

-   Was tun die anderen Anwesenden wenn das Problemverhalten der „Kontrahenten“ auftritt?

-   Wer außerhalb des Systems ist indirekt betroffen? Wer erwartet was? Wer könnte sich wie einmischen?

 

3.  Fragen nach den Erklärungen des/der Ratsuchenden

-   Wie kommt das Problem zustande, welche Ursachen hat es?

-   Worin besteht das „Ausweglose“? Warum ist das Problem so hartnäckig?

-   Was wäre die Ideallösung? Woran würde man erkennen, dass sie eingetreten ist?

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Miteinander so sprechen, als wäre das RT nicht anwesend.

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) mit dem Außenkreis!

-    Keine Bewertungen!

-    Keine moralischen Appelle oder versteckten Ratschläge an den Ratsuchenden!

 

Metaregel: Jeder Teilnehmer hat jederzeit das Recht, bei Verstößen gegen diese Regeln „zur Ordnung zu rufen“.

 

 

 


Phase II (Interviewer)

 

I hört zusammen mit R dem Gespräch des RT zu.

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) miteinander oder mit dem RT!

-    Spontane Reaktionen kontrollieren!

 

 

 


Phase III (Interviewer)

 

Interviewer setzt die Befragung des Ratsuchenden fort.

 

Mögliche Fragen zur Verflüssigung des Problems

 

1.  Verflüssigung der Perspektive - „Zirkuläre Fragen“

-   Wie würde X das Problem aus seiner Sicht darstellen? Worin sieht er die Ursachen? Wem würde er die Schuld geben? Warum?

-   Was würde Y zu deiner Problemdarstellung und Erklärung sagen, wenn er sie gehört hätte?

-   Was denkt Z über dich/euch?

-   Wer stimmt mit deiner Darstellung des Problems überein, wer nicht?

-   Was würden andere (eure Eltern, die anderen Lehrer, Geschwister, Freunde zu Hause ...) sagen, wenn sie jetzt hier wären?

 

2.  Verbesserungsfragen

Fragen nach Ausnahmen vom Problem

-   Wie oft (wie lange, wann) ist das Problem nicht aufgetreten?

-   Wo tritt das Problem nicht auf?

-   Bei wem / mit wem tritt das Problem nicht auf?

Fragen nach Ressourcen der Beteiligten

-   Was sollte bei wem bleiben, wie es ist?

-   Was machen die andern / was machst du gut?

-   Was müßtest du / müssten die anderen tun, um mehr davon zu machen?

Die Wunderfrage

Wenn das Problem plötzlich weg wäre:

-   Wer wäre am meisten überrascht davon?

-   Was würdest du am meisten vermissen?

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Miteinander so sprechen, als wäre das RT nicht anwesend.

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) mit dem Außenkreis!

-    Keine Bewertungen!

-    Keine moralischen Appelle oder versteckten Ratschläge an den Ratsuchenden!

 

Metaregel: Jeder Teilnehmer hat jederzeit das Recht, bei Verstößen gegen diese Regeln „zur Ordnung zu rufen“.

 

 

 


Phase IV (Interviewer)

 

I hört zusammen mit R dem Gespräch des RT zu.

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) miteinander oder mit dem RT!

-    Spontane Reaktionen kontrollieren!

 

 

 


Phase V  (Interviewer)

 

Das Aschenputtelszenario: Die Guten ins Töpfchen

 

R äußert sich, welche Vorschläge er “mitnimmt”, weil sie bedenkenswert sind und gut passen, und welche er “zurücklässt”, aus welchen Gründen auch immer.

-    M erläutert vorher, daß die Auswahl keine Wertung für den Vorschlagenden bedeutet.

-    R kann seine Auswahl erläutern, muß es aber nicht.

-    RT hat kein Recht auf Begründungen und Erläuterungen  - kein rechtfertigendes Anschlussgespräch!


 

 

Methode "Reflecting Team" - Leitfaden für das Reflecting Team

 

 

Phase I  (Reflecting Team)

 

RT reflektiert den Dialog zwischen Interviewer und dem Ratsuchenden; RT entwickelt alternative Sichtweisen

 

Fragenkatalog für die Beobachtung:

 

1.  Blinde Flecke des Ratsuchenden

-   Welche Personen sind indirekt am geschilderten Problem beteiligt, ohne dass sie genannt worden sind?

-   Welche Sachverhalte werden kaum erwähnt, obwohl sie möglicherweise großen Einfluss auf den Verlauf haben?

 

2.  Perspektivwechsel

-   Wie sehen möglicherweise andere Beteiligte das Problem? Wählen Sie eine Perspektive eines der anderen Problembeteiligten und versuchen Sie alles aus dieser Perspektive zu sehen: Was denkt und empfindet er? Wie deutet er die Vorgänge? Wie fühlt er sich dabei, wenn ...?

-   Offene oder heimliche Erwartungen: wer erwartet möglicherweise was von wem?

 

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) mit dem Innenkreis!

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) miteinander!

 

Metaregel: Jeder Teilnehmer hat jederzeit das Recht, bei Verstößen gegen diese Regeln „zur Ordnung zu rufen“.

 

 

 

 


Phase II:  (Reflecting Team)

 

Einzelne Mitglieder des RT stellen unterschiedliche mögliche Sichtweisen des Problems vor.

Lassen Sie Ihre Phantasie spielen! Sprechweise: Ich als ... sehe das so ... ,und ich empfinde dabei ... .

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Miteinander so sprechen, als wären  Interviewer und Ratsuchender nicht anwesend.

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) mit dem Außenkreis!

-    Keine Bewertungen!

-    Keine moralischen Appelle oder versteckten Ratschläge an den Ratsuchenden!

 

Metaregel: Jeder Teilnehmer hat jederzeit das Recht, bei Verstößen gegen diese Regeln „zur Ordnung zu rufen“.

 

 

 


Phase III  (Reflecting Team)

 

RT beobachtet das Interview

 

Fragenkatalog für die Beobachtung:

 

1.  Alternative Erklärungen für die Entstehung und Auf­rechterhaltung des Problems, die bisher nicht vorgebracht wurden, z.B.:

-   Warum ist das Problem nur so hartnäckig?

-   Welche Vorgänge im Systems halten das Problem „am Leben“?

-   Wo führt guter Wille ins Verderben?

 

2.  Paradoxien und Umdeutungen

-   Welchen Vorteil(!)  hat der Symptomträger (das „Sorgenkind“) von seinem Symptom?

-   Welche positive(!) Funktion hat das Verhalten von X für einzelne Problembeteiligte oder für das gesamte System?

-   Wenn das Problem plötzlich weg wäre, dann könnte X es sofort wieder herbeischaffen(!), wenn er ...

-   Wenn das Problem plötzlich verschwände, dann wäre das ein Nachteil(!) für ...

 

3.  Bisher Unausgesprochenes

-   Was blieb unerwähnt? Wo wurde herumgeredet?

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) mit dem Innenkreis!

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) miteinander!

 

Metaregel: Jeder Teilnehmer hat jederzeit das Recht, bei Verstößen gegen diese Regeln „zur Ordnung zu rufen“.

 

 

 


Phase IV (Reflecting Team)

 

RT im Innenkreis tauscht die „überraschenden Einsichten“ aus

 

Generelle Verhaltensregeln:

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) mit dem Innenkreis!

-    Kein Kontakt (auch kein nonverbaler!) miteinander!

 

Metaregel: Jeder Teilnehmer hat jederzeit das Recht, bei Verstößen gegen diese Regeln „zur Ordnung zu rufen“.

 

 

 


Phase V (Reflecting Team)

 

Das Aschenputtelszenario: Die Guten ins Töpfchen

 

Generelle Verhaltensregel:

RT hört den Äußerungen von R zu, enthält sich aber jeden (auch nonverbalen) Kommentars.